29.11.2018
Einst größte Computershow hat den Anschluss verloren
Die Cebit ist Geschichte: Die einst weltgrößte Computershow wird eingestellt. Das bestätigte am Mittwoch ein Sprecher der Deutschen Messe Hannover gegenüber manager-magazin.de. Die einst größte Computermesse der Welt hatte in den vergangenen Jahren einen veritablen Niedergang erfahren. In diesem Jahr hatte die Messe mit nur noch rund 120.000 Menschen einen Besucher-Tiefstand erreicht - nur noch ein Bruchteil der rund 800.000 Besucher, die zu Hochzeiten die Ausstellung besuchten.
Die Organisatoren steuerten gegen, versuchten den Besucherschwund zu bremsen. Doch eine Verlegung vom März in den Sommer und ein Neustart als Digitalmesse mit Konferenz- und Festivalcharakter, bei der Roboter und autonome Fahrzeuge präsentiert und die Besucher wie bei internationalen Konkurrenzveranstaltungen Zukunfts-Panels mit internationalen Experten lauschen konnten, erwies sich als wirtschaftlich erfolglos.
Microsoft blieb Cebit zuletzt ganz fern - Verlust in diesem Jahr?
Die Flächenbuchungen gingen weiter zurück. Microsoft, früher einer der ganz großen Aussteller, war in diesem Jahr überhaupt nicht mehr dabei. Angesichts der sich abzeichnenden Resonanz bei Ausstellern und Besuchern wäre die Messe nicht mehr profitabel zu stemmen gewesen, räumte ein Sprecher der Hannover Messe ein. Zu der Frage, ob bereits in diesem Jahr ein Verlust aufgelaufen ist, wollte er sich nicht äußern.
Die CES (Consumer Electronics Show) ist eine der weltweit größten Messen für Unterhaltungselektronik. Sie findet jeden Januar im US-amerikanischen Las Vegas statt. Hersteller präsentieren dort ihre Produktinnovationen, 2018 standen beispielsweise autonome Fahrzeuge im Fokus. Es besuchten mehr als 180.000 Menschen die Messe.
Etwa 107.000 Besucher zählte der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona in diesem Jahr, mehr als 2400 Unternehmen stellten bei dem Kongress aus. Auf der Messe geht es um die Mobilfunk-Branche und mobile Kommunikation.
Die IFA gibt es bereits seit 1924. Damals wurden die ersten Röhren-Rundfunkempfänger in Berlin präsentiert. In diesem Jahr besuchten 245.000 Menschen die Messe, die vor allem für die Ausstellung von Elektro-Hausgeräten bekannt ist. Im Bild: So verändern sich Trends über die Zeit. Nokia gehörte 1993 noch zu den großen Herstellern der Handy-Branche und zeigte auf der Ausstellung das Mobiltelefon 1011, das sich als erstes Handy ins digitale GSM-Netz einwählen konnte.
Die IAMD (Integrated Automation, Motion and Drives) der Messe Hannover zieht ebenfalls sechsstellige Besucherzahlen an. Zuletzt kamen mehr als 220.000 Interessierte, die sich über Automatisierungen, industrielle IT sowie Antriebs- und Fluidtechniken informieren wollen. Über 2000 Aussteller zeigten Neuheiten.
Im Bereich Robotics bekommt die IAMD allerdings Konkurrenz. Die Münchner Messe Automatica, die alle zwei Jahre stattfindet, konnte zuletzt immer mehr Besucher verzeichnen. Während es 2004 noch 17.000 waren, kamen 2018 mehr als 45.000. Die Industriebranche informiert sich bei der Messe unter anderem über Automatisierung, Montageanlagen oder industrielle Bildverarbeitungssysteme.
Zur Gitex nach Dubai kamen zuletzt rund 147.000 Besucher und mehr als 4400 Aussteller. Die Technologiemesse ist die größte der Region, kommendes Jahr wird es unter anderem um Weltraumtechnologien und Sport Tech gehen.
Die Pläne einer "Leitveranstaltung für die digitale Transformation", die auch jüngere Zielgruppen anziehen, wie es das Ziel war, ist damit erst einmal begraben. "Die technologische Entwicklung der vergangenen Jahre zeigte, dass eine Horizontalmesse wie die Cebit in der digitalen Wirtschaft zunehmend auf rückläufige Nachfrage stößt", begründeten die Cebit-Macher ihre Entscheidung.
Das einstige Alleinstellungsmerkmal war verloren gegangen
Angesichts der Dominanz des Themas Digitalisierung war das Alleinstellungsmerkmal der Messe verloren gegangen. Mittlerweile sei Digitalisierung bei nahezu allen Branchenfachmessen das beherrschende Thema, begründeten die Cebit-Macher das Aus. Statt der Cebit nutzten viele klassische Aussteller nun die Branchenmessen der Anwender als Plattform für Geschäftsanbahnungen.
Nun wollen die Cebit-Macher versuchen, die Aussteller und Besucher in bereits bestehende und neue Messen weiterzuleiten. Industrienahe Themen sollten künftig auf der Hannover Messe beheimatet werden, erklärte der Sprecher weiter.
Darüber hinaus will die Messe versuchen, für einzelne Branchen innerhalb des Cebit-Themenspektrums neue, deutlich kleinere Messen aufzuziehen mit einer spitzeren Zielgruppe.-
mit dpa